Scores of the 12 Concertos arranged by Jürg Kindle:
"Les Productions d'Oz Québec" DZ 551-562
Schweizerische Musikzeitung SMZ vom februar 2007
Eine harmonische Gefühlswallung
Antonio Vivaldi, L'Estro Armonico. Guitar Symphony St. Gallen.
L'Estro Armonico (mit «harmonischer Gefühlswallung» am ehesten zu übersetzen) machte Antonio Vivaldi nördlich der Alpen berühmt. Das fantasievolle Feuerwerk in zwölf Konzerten in seiner Folge von Moll- zu Dur-Konzerten und umgekehrt bleibt inspirierend. Selbst für Johann Sebastian Bach, der gleich drei Konzerte aus L'Estro Armonico für Tasteninstrumente einrichtete. Die transparenten Motive, die viel Raum für Verzierungen und anderweitige barocke Zieselierungen lassen, haben auch Gitarristen immer wieder dazu bewegt, Vivaldis Musik für ihr Instrument zu arrangieren. Naheliegend für Einrichtungen für die Gitarre waren seit eh und je Vivaldis berühmtes Lautenkonzert in D-Dur mit Streichorchester und seine beiden Mandolinenkonzerte.
In dieser Tradition steht auch der St. Galler Gitarrist Jürg Kindle, der sich aus Passion mit neuen Arrangements für Gitarre beschäftigt. Seine «Guitar Symphony St. Gallen» hat er 1998 gegründet, und nun legt er mit ihr eine neue CD mit sechs der zwölf Konzerte aus L'Estro Armonico vor.
Das Gitarrenquintett mit Benjamin Scheck, Roland Müller, Antonio Malinconico, Gabriel Meyer und Jürg Kindle lässt das farbige Werk Vivaldis in einer wunderbaren Frische erklingen. Virtuosität ist selbstverständlich. Die Gitarristen schaffen einen durchweg organisch-homogenen Klangkörper, der perlend alle möglichen Klang
farben ihrer Instrumente auslotet. Kindle hat die Konzerte absolut idiomatisch für die Gitarre eingerichtet und sie so eingespielt, dass L'Estro Armonico für Gitarre «das Original sein könnte» (Kindle). Da gibt es rauschende Rhythmen, lange Bögen mit kontrapunktischen Phrasen, Mandolinen-Imitationen, die sich fast nur tänzerisch bewegen. Eine CD, die ein Lebensgefühl von Italianitä zelebriert.
Christoph Greuter