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Fülle von Klangfarben
Vielseitig auf achtundvierzig Saiten
hannes nussbaumer , 22.01.1999 © St.Galler Tagblatt
Das Interesse des Schlagzeugers Kindle für Rhythmik lebte und lebt im Gitarristen Kindle fort. Er sei ein Rhythmiker, sagt er, «wenn der Puls fehlt, dann ist die Musik tot. Das ist beim Menschen ja nicht anders.» Das Programm, mit dem das von Kindle 1997 gegründete achtköpfige (beziehungsweise achtundvierzigsaitige) Ensemble «Guitar Symphony St.Gallen» auftritt, stellt das rhythmische Element dementsprechend ins Zentrum. Neben den erwähnten beiden «Percussion Guitar Music»-Nummern wird Jürg Kindles Guitar Symphony «Call from afar» für acht Gitarren uraufgeführt.
«Symphonie» bedeutet dem Wörterbuch zufolge «Zusammenklang» - für akustische Gitarristen, die sich an kleine Formationen und an solistisches Musizieren gewöhnt sind, ein unvertrauter Begriff, zumal wenn er das Zusammenklingen von acht Gitarren meint. Hier setzte Kindle an: mit seinem Werk für acht Gitarren macht er den «Zusammenklang» - das heisst: den Versuch, die immense Fülle von Klängen und Klangfarben, welche die Gitarre ermöglicht, zu erkunden und zu verschachteln - zum Programm. Dazu gehört, dass neben den «konventionellen» Spielformen auch präparierte Saiten eingesetzt werden und der Resonanzkörper als Perkussionsinstrument Verwendung findet. Die mitwirkenden Gitarristen - allesamt an der St.Galler Jugendmusikschule tätig oder in St.Gallen wohnhaft - hätten an der neuartigen Suche nach dem «Zusammenklang» Lust und Freude gefunden.
Ein Feuerwerk
Jürg Kindle ist bisher vor allem als Komponist von Werken für Gitarrenschüler in Erscheinung getreten. Mit der «Guitar Symphony», von der Stadt St.Gallen mit einem Werkzeitbeitrag unterstützt, habe er nun erstmals den Mut gefunden, gemeinsam mit Fachkollegen ein eigenes Werk aufzuführen. Unberührt von der Art und der Funktion eines Werks bleibt der «didaktische Anspruch», den Kindle an seine Kompositionen stellt: sie sollen aufführbar sein. Jürg Kindles Programm des aufführbaren «Zusammenklangs» präsentiert sich im letzten Werk des Konzerts in konzentrierter Form: als rhythmisches Feuerwerk voller Farbenpracht und Energie. Aufgeführt wird Maurice Ravels «Bolero», von Jürg Kindle für acht Gitarren arrangiert.